PROJEKT:
KULTURHISTORISCHER
ERINNERUNGSORT

PÖPPENDORFER LAGER

Pöppendorfer Lager

von 1945 - 51 Durchgangslager und Zuflucht für 1 Mio. Menschen

Transportaktionen

Überblick
Vom 13. November 1945 bis zum 31. Juli 1950 sind im Rahmen geschlossener Transportaktionen 536 718 Flüchtlinge, Evakuierte, Umsiedler und Heimkehrer durch das Lager Pöppendorf geschleust worden.

  • Aktion „Influx“ - Evakuierte aus der sowjetischen Besatzungszone, die in die britische Zone zurückkehrten (Nov. 1945 - Feb. 1946)
  • Aktion „Wespe“ - Evakuierte aus der französischen und amerikanischen Zone, die nach Schleswig-Holstein heimkehrten (Sep. 1945)
  • Aktion „Honigbiene“ - Evakuierte aus Schleswig-Holstein, die in ihre Heimat in der sowjetischen Besatzungszone zurückkehrten (Sep. 1946 - Mai 1948)
  • Aktion „Wespe return“ - Rückführuing von Personen aus Schleswig-Holstein in die amerikanische und französiche Besatzungszone (Okt. 1946)
  • Aktion „Schwalbe“ - Ausgewiesene aus den polnisch besetzten ehemaligen deutschen Ostgebieten
    (Feb. - Jul. 1946)
  • Aktion „Schwalbe Durchgang“ (ab Jul. 1946)
  • Aktion „Dänemark Rückkehrer“ - Rückführung deutscher Flüchtlinge, die aus den Ostgebieten nach Dänemark evakuiert wurden (ab 1947)
  • Aktion „Trickle“ und  Aktion „Seemöwe“ - Ehemalige deutsche Wehrmachtsangehörige die aus englischer Kriegsgefangenschaft kommen und in Schleswig-Holstein aufgenommen werden
    (Sep. 1946 - Apr. 1948)
  • Sonstige Transporte
  • Aktion „Exodus“ - Internierung jüdischer Flüchtlinge im Rahmen der "Operation Oasis" (Sep. 1947)


Aktion „Influx“       [nach oben]
Die erste Umsiedlungsaktion betraf Menschen, die aus der sowjetischen Besatzungszone in die britische Besatzungszone gezogen waren.
Bereits Mitte November 1945 setzten die ersten Transporte aus der sowjetischen in die britische und amerikanische Zone ein. Durchgangslager für die in Schleswig-Holstein eintreffenden Umsiedler waren Bad Segeberg und Lübeck-Pöppendorf.
Sofern die Umsiedler keine konkrete Zuzugsgenehmigung besaßen, wurden sie auf die einzelnen Kreise Schleswig-Holsteins verteilt. Die Städte und so auch Lübeck waren grundsätzlich zunächst einmal für den Zuzug gesperrt.
Der erste „Influx“-Transport traf am 13. November 1945 in Pöppendorf ein. Bis zum 31. Dezember des Jahres wurden 47 628 Umsiedler aus der sowjetischen Zone durch das Durchgangslager geschleust. Von diesen wurden 40 611 Personen in die einzelnen Kreise Schleswig-Holsteins weitergeleitet.
Die Transportaktion „Influx“ schloss bereits Ende Februar 1946.
Insgesamt wurden in den drei Monaten rund 120 000 Menschen durchgeschleust.


Aktion „Wespe“       [nach oben]
Die ersten Rückkehrer aus der amerikanischen bzw. aus der französischen Besatzungszone nach Schleswig-Holstein trafen am 10. September 1945 in Pöppendorf ein. Auch unter ihnen befanden sich viele, die nicht in Schleswig-Holstein beheimatet waren, sondern zu Verwandten ziehen wollten. Soweit Zuzugsgenehmigungen vorhanden waren, wurden sie an ihre Bestimmungsorte weitergeleitet. Die übrigen wurden auf die noch aufnahmefähigen Kreise verteilt. Bei dieser Gruppe handelte es sich lediglich um 1262 Personen.


Aktion „Honigbiene“       [nach oben]
Nach dem Stichtag 28. November 1945 begannen die Briten Personen, die sich in Schleswig-Holstein aufhielten, deren Heimat sich jedoch in der sowjetischen Besatzungszone befand, über das Stadtparklager Hamburg-Barmbek zum Zonendurchgangslager Friedland zu transportieren. Das Lager Pöppendorf wurde erst ab dem 8. September 1946 in diese Aktion mit eingebunden. Insgesamt haben Pöppendorf im Verlauf der Aktion 24 Transporte mit 20 845 Umsiedlern verlassen. Im Mai 1948 wurde die Aktion beendet.


Aktion „Wespe return“       [nach oben]
Die Rückführung von Personen aus Schleswig-Holstein in die amerikanische bzw. in die französische Besatzungszone verlief hauptsächlich über das Durchgangslager Neumünster. Ab 16. Oktober 1946 wurden im Lager Pöppendorf insgesamt lediglich 35 Personen für die Umsiedlung erfasst.


Aktion „Schwalbe“       [nach oben]
Im August 1945 beschlossen die Alliierten in Potsdam die Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. Nach dem vom Alliierten Kontrollrat im November 1945 aufgestellten Verteilungsschlüssel sollte die britische Zone etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge aufnehmen. Für die Aufnahme der Umsiedler waren vornehmlich die Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Westfalen vorgesehen.
Zunächst wurden aus der sowjetisch besetzten Zone in Pöppendorf eintreffende Umsiedler und die Flüchtlinge aus der Aktion „Schwalbe“ in Transporten in die verschiedenen Kreise Schleswig-Holsteins zur Unterbringung weitergeleitet.
Vom 28. Februar 1946 an trafen dann insgesamt 112 000 Ausgewiesene aus den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten in der Westzone ein.
Laufend erreichten Eisenbahn- und Schiffstransporte mit Ausgewiesenen aus dem polnischen Sammellager Stettin das Durchgangslager.
Ähnlich den „Influx“-Transporten wurden diese Flüchtlinge auf Grund des britischen Verteilungsplanes in die einzelnen Kreise Schleswig-Holsteins verteilt. Am 26. Juli 1946 wurde die Umsiedlung in das Gebiet des Landes Schleswig-Holstein wegen der allgemeinen Überfüllung mit Evakuierten und Flüchtlingen eingestellt. Die aus Stettin kommenden Flüchtlingstransporte der Aktion „Schwalbe“ wurden von nun an in Pöppendorf zwar verpflegt, ärztlich betreut und registriert, jedoch fortan in die westlichen Provinzen der britischen Besatzungszone weitergeleitet.


Aktion „Schwalbe Durchgang“       [nach oben]
70 435 weitere Ausgewiesene aus den polnisch besetzten Gebieten.
Ab 27. Juli 1946 wurden die eintreffenden Flüchtlinge und Vertriebenen in andere Länder in der britischen Besatzungszone weitergeleitet.

 

Aktion „Dänemark Rückkehrer“       [nach oben]
Seit Kriegsende warteten etwa 200 000 deutsche Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebeiten, die mit Schiffen nach Dänemark evakuiert worden waren, auf ihren Abtransport nach Deutschland. Die dänische Regierung hatte sie in Lagern untergebracht und ihre Betreuung übernommen. Erst zu Beginn des Jahres 1947 begann die Rückführung dieser Flüchtlingsgruppe. Von den in Pöppendorf eintreffenden 17 048 Personen fand nur eine relativ kleine Gruppe Aufnahme in Schleswig-Holstein, viele wurden in die anderen Länder bzw. Besatzungszonen weitergeleitet.


„Heimkehreraktionen“


Aktion „Trickle“ und Aktion „Seemöwe“       [nach oben]
Am 19. September 1946 trafen aus dem zentralen Wehrmachtsentlassungslager Munster die ersten deutschen Kriegsgefangenen, die nach Schleswig-Holstein überführt wurden, im Lager Pöppendorf ein. Bis Ende April 1948 wurden dabei insgesamt 36 542 ehemalige deutsche Wehrmachtsangehörige, die aus englischer und später französischer, amerikanischer und sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren und in Schleswig-Holstein aufgenommen wurden, registriert.


Sonstige Transporte       [nach oben]
Bis Februar 1947 trafen in kleineren Transporten insgesamt 1470 ehemalige displaced persons im Lager Pöppendorf ein. Sie waren als „Volksdeutsche“ oder „Staatenlose“ aus den UNRRA-Lagern (engl. United Nations Relief and Rehabilitation Administration (Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen)) ausgewiesen worden.
Zahlenmäßig unbedeutend waren die aus Österreich ausgewiesenen Reichsdeutschen, welche über kleinere Transporte über Warburg nach Pöppendorf geschickt wurden, um bei Angehörigen in Schleswig-Holstein aufgenommen zu werden.


Aktion „Exodus“       [nach oben]
4319 jüdische Flüchtlinge, die im September 1947 vorrübergehend in Pöppendorf im Rahmen der "Operation Oasis" interniert werden.